Inforeihe Leverkusener Trinkwasser

Teil 1: Der Leverkusener Wasserturm, mehr als ein Wahrzeichen

Warum die Schwerkraft den Turm von alleine mit Trinkwasser füllt
Wie funktioniert der Wasserturm? Wo kommt mein Trinkwasser her? Kann ich es wirklich bedenkenlos trinken? Was bedeuten Verschmutzungen im Rhein für uns? Uns als Leverkusener Trinkwasserversorger mit 80.000 versorgten Haushalten im Stadtgebiet begegnen im Tagesgeschäft viele Fragen und manchmal auch Ängste rund um das Thema Trinkwasser. Mit einer breit angelegten Infokampagne werden wir in den kommenden Wochen viele offene Fragen zum Thema Trinkwasser beantworten und unseren täglichen Einsatz für das Lebensmittel erklären. Den Auftakt macht der Wasserturm in Bürrig.

„Wo ist denn jetzt das Wasser?“, war bis zur Schließung für Besucherinnen und Besucher im Jahr 2020 die wahrscheinlich häufigste Frage auf dem Wasserturm. Obwohl Wassertürme schon seit mehreren Jahrhunderten gebaut werden, wissen über ihren Aufbau und die Funktionsweise nur die Wenigsten Bescheid. „Dabei funktioniert ein Wasserturm denkbar einfach“, sagt Klaus Bonrath. Der Wassermeister ist mit seinen Kollegen für den Betrieb des Wasserturms zuständig. Mit dem einfachen Ziel: „Wir brauchen einen konstanten Wasserdruck im Leverkusener Netz“, sagt Bonrath. Im Wasserturm steht das Wasser in einer Höhe von 60 Metern, vor Lichteinfall geschützt unterhalb der Besucherplattform. „Nur durch das Prinzip der Schwerkraft beträgt der Netzeingangsdruck am Fuße des Turms sechs bar. Das reicht aus um alle Haushalte, die unterhalb des Wasserturm liegen, mit einem ausreichenden Wasserdruck zu versorgen“, sagt der EVL-Mitarbeiter.

Da der Wasserdruck in den 1960er-Jahren stellenweise zu gering war, musste eine technische Lösung her. „Nach dem damaligen Stand der Technik haben sich die Verantwortlichen für einen Wasserturm entschieden“, sagt Bonrath. Heute wäre eine Druckerhöhungsanlage mit Pumpen das Mittel der Wahl. „Und Leverkusen hätte ein Wahrzeichen weniger.“ Doch wie kommt das Wasser in die Turmtasse? „Dabei hilft uns wieder die Schwerkraft“, sagt Bonrath. Das Wasser fließt aus der viel höher gelegenen Großen Dhünn-Talsperre in Dabringhausen über Rohrleitungen runter nach Leverkusen. Durch den Höhenunterschied von 170 Metern ist der Wasserdruck so hoch, dass sich die beiden Kammern oben im Turm von alleine füllen. „Wir brauchen keine Pumpen und technischen Hilfsmittel“, sagt der Wassermeister.

Im Gegenteil: Der Wasserdruck am Fuß des Turms ist sogar so hoch, dass eine Turbine mit 50 Kilowatt Leistung betrieben kann. Durch die Entspannungsturbine wird der Eingangsdruck von rund 16 bar auf sechs bar reduziert. „Ohne die Entspannungsturbine würde uns das Wasser wie Sekt aus der Flasche oben aus dem Turmdach schießen“, sagt der Wassermeister mit einem Augenzwinkern. Im Video erklärt er, wie die Turbine funktioniert.

Über die Rohrleitungen drückt sich das Wasser nach oben in die beiden Kammern. Die haben es in sich: Rund 4.000 Kubikmeter Wasser sammelt sich hier. „Der Wasserturm wurde nicht nur für die Druckregulierung gebaut, sondern auch als Speicher für Spitzenzeiten“, sagt der Bayer 04-Fan. Mit einer Füllung käme ein Kunde rund 96 Jahre aus. Da aber mehr Leverkusenerinnen und Leverkusener über den Wasserturm versorgt werden, füllen sich die Kammern drei bis vier Mal am Tag auf. „Der Wasserturm gibt rund 10 Millionen Liter Wasser am Tag ab.“

Seit 1988 werden rund 70 Prozent der Leverkusener Haushalte mit Trinkwasser aus der Großen Dhünn-Talsperre versorgt. Von hier aus bekommen die Stadteile Wiesdorf, Manfort, Lützenkirchen, Schlebusch, Steinbüchel und Quettingen ihr Talsperrenwasser. Bis zu 1.000 Kubikmeter fließen stündlich durch die 17 Kilometer lange Transportleitung von der Aufbereitungsanlage in Dabringhausen nach Leverkusen. Viel Infrastruktur und Leitungsnetz für gutes Trinkwasser aus dem Bergischen Land. „Die Herkunft des Trinkwassers erhöht in einer Chemiestadt wie Leverkusen natürlich die Akzeptanz, aber auch die Her- und Bereitstellungskosten“, so Klaus Bonrath.

"Aktuell gehen wir davon aus, dass wir im Frühsommer 2026 wieder Besucherinnen und Besucher auf dem Wasserturm begrüßen können."
Thomas EimermacherKaufmännischer Geschäftsführer der EVL

Kosten, die auch der Wasserturm selbst mit seinem Sanierungsbedarf verursacht. Seit 2022 hat die EVL die Wasserturm-Kammern saniert. Aktuell ist der Brandschutz Thema. Wird das Leverkusener Wahrzeichen nach den Pandemie- und Sanierungsjahren 2026 wieder öffnen? „Aktuell gehen wir davon aus, dass wir im Frühsommer 2026 wieder Besucherinnen und Besucher auf dem Wasserturm begrüßen können“, sagt Thomas Eimermacher, kaufmännischer Geschäftsführer der EVL.

Warum auch die zweite Säule der Leverkusener Trinkwasserversorgung, das Wasserwerk Rheindorf Talsperrenwasser aus dem Wasserturm bekommt, erklären wir in zwei Wochen im nächsten Artikel der Reihe mit Klaus Bonraths Kollegen Wolfgang Kuhn, ebenfalls Wassermeister.