Teil 2: Das Wasserwerk Rheindorf, Technik mit Tradition
Ein Zaun, reichlich Grün, viel Weite: Unscheinbar und verborgen liegt im Rheindorfer Friedenspark die zweitwichtigste Säule der Leverkusener Trinkwasserversorgung. Kaum ein Spaziergänger weiß, dass auf unserem Betriebsgelände des Wasserwerks Rheindorfs (WWR) rund 30 Prozent des Leverkusener Trinkwasser gefördert werden und das seit vielen Jahrzehnten. Einer der sich hier bestens auskennt ist Wolfgang Kuhn. Der Wassermeister wohnt im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht mehr auf dem Gelände, sondern unweit in Rheindorf und kommt seit 1988 gerne in „sein“ Wasserwerk. „Ich könnte nicht den ganzen Tag nur im Büro sitzen. Hier bin ich zwischendurch draußen mitten in der Natur und habe Abwechslung“, sagt der 60-Jährige.

Mit acht Kollegen sorgt er dafür, dass das 1902 errichtete Wasserwerk technisch funktioniert und jederzeit Trinkwasser in einwandfreier Qualität liefert. Doch wo kommt das eigentlich her? Aus dem Rhein? Nach Einleitungen aus dem Currenta-Klärwerk machten sich in den vergangenen Jahren manche Kundinnen und Kunden Sorgen, dass unser Wasserwerk belastet sein könnte. „Unser Grundwasser-Einzugsgebiet für das Wasserwerk Rheindorf liegt weit entfernt vom Rheinufer und hat seinen Einzugsbereich im Bereich Reusrath und Wupper“, sagt Wolfgang Kuhn. Das Grundwasser fließt, aus dem Bergischen Land und von der Wupper aus kommend, in Richtung Rhein und wird vorher in Rheindorf von uns mit Brunnen gefördert. Durch die Fließrichtung zum Rhein ist das Grundwasser aufgrund des Gefälles mit einer natürlichen Barriere geschützt. So kann vom Rhein aus kein Wasser in Richtung unserer Trinkwasserbrunnen fließen.

Im Bereich des Wasserwerks angekommen, fördern zwei Vertikalbrunnen und ein Horizontalbrunnen mit einer Tiefe von jeweils 26 Metern das bergische Grundwasser an die Oberfläche. Die Qualität des Grundwassers ist dann schon gut: „Eine einfache, kostengünstige und naturnahe Aufbereitung unter anderem in geschlossenen Schnellfiltern zur Restentsäuerung mit Granulat aus Dolomitgestein ist ausreichend“, sagt der Wassermeister. Das geschieht unweit des Brunnenhauses im eigentlichen Wasserwerksgebäude, indem auch eine Verdüsungsanlage (Foto) zum Einsatz kommt, um dem Wasser die natürliche, aber überschüssige Kohlensäure zu entziehen.
Bis zu 22.000 Kubikmeter Grundwasser dürfen wir pro Tag fördern. Dazu kommen zusätzliche 3.600 Kubikmeter pro Tag, die als Brauchwasser zur Steigerung der Trinkwasser-Qualität genutzt werden. Denn wie in vielen Regionen Deutschlands, sind die Nitratwerte auch im Leverkusener Grundwasser stellenweise erhöht. „Bei uns fördert ein sogenannter Abwehrbrunnen das Grundwasser mit den höheren Nitratwerten, das dann an die Currenta geht, die das Wasser als Brauchwasser nutzt“, so Kuhn weiter. Durch den Abwehrbrunnen fördern die beiden anderen Brunnen Grundwasser, deren Nitratwerte unterhalb der Trinkwasserverordnung-Grenzwerte liegen.
Während Brauchwasser zur Currenta geht, beziehen wir gleichzeitig Trinkwasser aus dem Currenta-Wasserwerk in Hitdorf. Das Wasserwerk ist als dritte Säule in der Leverkusener Trinkwasserversorgung die Rückfallebene, sollten die Säulen Wasserwerk Rheindorf oder Große Dhünn-Talsperre ausfallen. „Da die Leitungen zwischen unseren beiden Wasserwerken nur im Betrieb technisch nutzbar bleiben, kommen sieben Prozent unseres WWR-Trinkwassers als aufbereitetes Rheinuferfiltrat aus dem Wasserwerk der Currenta in Hitdorf.“ Ein Viertel des Trinkwassers ab Ausgang Wasserwerk Rheindorf besteht zudem aus Talsperrenwasser der Großen Dhünn-Talsperre. Eine weitere Maßnahme, um die Nitratwerte zu senken. Das fertige Trinkwasser wird vom Wasserwerk in den rund 100 Meter entfernt und höher liegenden Trinkwasserspeicher mit 3000 Kubikmeter Inhalt gepumpt und versorgt von dort aus die Stadtteile Hitdorf, Rheindorf, Bürrig, Küppersteg, Opladen und Alkenrath.
Viel Technik, Aufwand und Arbeitsschritte, die Wolfgang Kuhn mit seinem Team täglich und rund um die Uhr beherrschen und bewältigen müssen, damit die Leverkusenerinnen und Leverkusener jederzeit mit frischem Trinkwasser in bester Qualität versorgt werden. Macht der Beruf des Wassermeisters nach fast vier Jahrzehnten immer noch Spaß? „Das schöne bei der Arbeit hier ist, dass es immer neue Herausforderungen gibt, da die Technik sich ständig weiterentwickelt und die gesetzlichen Anforderungen an die Trinkwasserqualität immer engmaschiger werden“, sagt der Rheindorfer.

Welche Anstrengungen wir seit mehr als 40 Jahren unternehmen, um die Nitratwerte in Rheindorf weiter zu senken, erklären wir in zwei Wochen im nächsten Artikel der Reihe mit Wolfgang Kuhns Kollegen, dem Georessourcenmanager Alexander Boßhammer.